St. Johanneskirche
Niederwürschnitz wird 1447 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert ist
es ein kleines Bauerndorf mit ca. 500 Einwohnern, das nach Stollberg eingepfarrt ist. Mit
dem einsetzenden Kohlebergbau kommt der wirtschaftliche Aufschwung und die
Einwohnerzahl steigt rasant. Sie zählt kurz nach der Jahrhundertwende über 4000 Seelen.
Damit wächst auch der Wunsch nach einer eigenen Kirchgemeinde.
Im Jahre 1901 bildete sich der erste Kirchenvorstand. Zum Reformationsfest fand ein
erster Gottesdienst mit Abendmahl in der Aula der Niederwürschnitzer Zentralschule statt.
Seit dem 01. Juli 1902 ist Niederwürschnitz selbständige Kirchgemeinde.
Gottesdienste, Taufen und Hochzeiten finden nun immer in der Aula der Schule statt. Es
wird ein Friedhof angelegt und eine Totenhalle gebaut. Auch ein Glockenstuhl für 3
Bronzeglocken wurde für den Friedhof bereitgestellt. Nun kann auch daran gegangen
werden, eine Kirche zu bauen.
1903 begann der Bau unter dem Leipziger Architekten Paul Lange. Am 26. September
1904 wurde die Kirche unter dem ersten Pfarrer Joachim Ungnad geweiht. Sie trägt den
Namen St. Johannes Kirche. Die Kirche wird als neugotischer Klinkerziegelbau errichtet.
Mit ihrem Zwillingsturm von nahezu 50 Metern Höhe beherrscht sie nicht nur das ganze
Ortsbild, sondern reicht mit dieser Blickbeziehung weit über die Ortgrenzen von
Niederwürschnitz hinaus. Im Baustil der Kirche ist die Gotik charakteristisch, auch sind
romanische Baustilelemente sowie Jugendstilelemente bei der Ausmalung, den
Geländern, der Kanzel und den Gewölberippen zu erkennen. Die Stilmischung war zum
Zeitpunkt des Kirchenbaues sehr beliebt. Die Kirche bekam auch bunte Bleiglasfenster,
die leider im Krieg in der Zeit vom 15. April bis zum 7. Mai 1945 zerstört wurden. Nur
eines, das in der Sakristei, ist noch vorhanden; es ist das Bild vom „Guten Hirten“. Die
Kirche wurde Ende des 2. Weltkrieges sehr geschädigt. Auch das 1907 erbaute Pfarrhaus
fiel einem Brand durch Kriegseinwirkung zum Opfer. Nun musste wieder aufgebaut und
restauriert werden. In der Zeit von 1945 bis 1951 konnte ein neues Pfarrhaus gebaut und
die Kirche wieder instandgesetzt werden. 1961 bekam Niederwürschnitz ein neues
Glockengeläut, 4 Hartgußglocken mit elektrischem Antrieb. In den Jahren nach dem Krieg
bis zur Wende mussten immer wieder viele Instandsetzungen zur Erhaltung des
Kirchengebäudes vorgenommen werden: Dach, Entschiefern und bekupfern der Türme,
Heizung - um einige größere Maßnahmen zu benennen.
Dann ab 1986 Beginn der Innensanierung der Kirche ( Entfernung schadhafter
Putzflächen im Kircheninnern, Behandlung der Holzbalken im Dachgewölbe).
Weitere Informationen können dem Buch „Festschrift zur 100-jährigen Kirchweihe“ entnommen werden.
Hermann Auerswald